LUKE GASSER
  • Home
  • BIOGRAPHIE
  • DER ROCKMUSIKER
    • The Judas Tree >
      • The Judas Tree Lyrics
    • Nazareth 2017 Tour
    • Termine & Tour-Dates
    • Musik Videos
    • Reviews
    • Reviews-B
    • GALLERY
    • MERCY ON ME
    • ROCK'N'ROLL WELFARE
    • Flicker CD
    • STAISCHLAG CD
    • Retribution CD
    • AFFÄZAHND CD
  • Luke Gasser Blog
  • DER FILMEMACHER UND AUTOR
    • Filme
    • Trailers + Clips
    • Buecher
  • LINKS
  • News
  • Media
    • amillionmilesfromhome
    • CONTACT

Mary Magdalene

15/3/2018

0 Kommentare

 
Bild
Credit: IMDb
In einer Vorwisionierung durfte ich kürzlich bei Universal Pictures in Zürich schon mal den gestern Abend im 10vor10 vorgestellten neuen Hollywood-Bibelfilm "Mary Magdalene" von Garth Davis ansehen. Der Film liess mich allerdings trotz bester Intentionen ziemlich ratlos zurück.
 
 
Ein neues Bild?
Es ist erst einmal erstaunlich, wie da in den Medien bereits behauptet wird, der Film zeige ein ganz neues Maria Magdalena-Bild. Dieser angeblich "neue" Ansatz verfolgte aber etwa die Autorin Luise Rinser in ihrem Roman "Mirjam" bereits vor 50 Jahren, denn da ist Maria keineswegs eine Prostituierte sondern vielmehr eine selbstbewusste, spirituell Suchende, und auch Marianne Fredrikkson schlug in ihrem Bestseller von 2001 in dieselbe Kerbe. Vor allem aber nimmt bereits im 2. Jh. das gnostisch inspirierte Maria-Evangelium die Jüngerin in Schutz (und auf dieser kurzen Akte fussen u.a. auch Teile meiner Apostel-Dokumentation „Rabbuni“ und meines Buches „Ich habe ein Feuer auf die Welt geworfen“).  
Das Problem dieses Films ist sicher nicht Jesu Gender-Verhalten, wie das in der Besprechung in der Schweizer News-Sendung 10vor10 vom 8. März vermutet wurde, sondern vielmehr die hier kraftlos inszenierte Jesus-Gestalt, die mit ihrem dargebotenen Elend und ihrer   phlegmatischen Art gewiss kaum je ein Feuer entzündet hätte, wie es dieser Mann historisch nachweislich getan hat. Gegen Mitte des Films klagt in der Rolle des Jesus von Nazareth ein für die Rolle definitiv zu alter Joaquin Phoenix, dass ihm das Ganze zu entgleiten drohe... als ob ein solcher Mann wie der im Film gezeigte Rabbi die Zügel überhaupt je in der Hand gehalten hätte: Bis zum Schluss spricht beispielsweise Petrus vom grossen Aufstand, der bald erfolgen würde, mit Rabbi Jesus an der Spitze. Doch der Jesus in diesem Film ist längst ermattet und zu müde, seinen Jüngern klarzumachen, dass er mit seinem Gottesreich kein neues Israel gemeint hat. ​
Rooney Mara gibt als Mary eine junge und aufgeschlossene Frau, die sich zu Beginn des Films als versierte Geburtshelferin („Sie ist ein Naturtalent!“) beweist, was aber im Verlauf des Films keine handlungsbezogenen Gründe hat, ausser dass diese Szene wohl einzig der mitunter aufgesetzten Symbolik dienen muss, etwa, wenn Lazarus von Jesus zum Leben erweckt wird. Mary verliebt sich im Film sehr bald in den sich meist apathisch und bärbeissig gebenden und zerzaust wirkenden Jesus, der rund eine Generation älter ist als sie. Allein, es findet sich im Film kein Moment, das diese innige Verbindung initiiert hätte oder wenigstens erklären würde, und es ist auch nicht ersichtlich, warum der Rabbi diese junge Frau den anderen vorzieht; eine erotische Komponente kann nahezu ausgeschlossen werden, denn weder Jesus noch Mary vermitteln in diesem Film so etwas wie Sex Appeal oder auch nur einen Funken von Erotik. Schade eigentlich, denn genau da wäre die menschlichste aller möglichen Spielarten dieser Beziehung zu finden. Das wäre spannend gewesen und es würde die im Film vorgegebene Eifersucht des Petrus in wirklich interessanter Weise wirken lassen.  
Ansonsten wirkt in Garrth Davis‘ Film die "Jesus-Bewegung" wie ein Mix von Esoterik-Sekte und Re-Born-Freikirchlern und ganz offensichtlich scheint es sich bei Jesus und seinen Gefährten um vom Täufer abgesprungene Johannes-Adepten zu handeln, die nun quasi im Schichtbetrieb jeden Taufwilligen im See Genezareth ins Wasser tauchen. 
​

Ziellos und verloren wandern sie mal dahin, mal dorthin, stets taufend, vor allem aber ohne jeden Plan. Und wenn Jesus in Kana - (warum bloss in Kana und warum nicht in Kafarnaum, wo sich das Epizentrum der Bewegung befand?) - statt öffentlich zu sprechen oder zu predigen seine Lehren in einen für die Menge kaum vernehmbaren Dialog mit einer Frau packt, ist das wiederum eine dramaturgisch verpasste Chance; vor allem aber verursacht das eine wenig plausible Reaktion der Menge: Es ist schlicht nicht einzusehen, warum die Menge ihn genau zu diesem Zeitpunkt zum Messias proklamiert. 
   Die Steinigung einer Ehebrecherin in Joh. 8, 3-11 - wohl eine der dramatischsten Szenen im Johannes-Evangelium - wird angetippt, aber nicht gezeigt; wir erfahren von einer erzählenden Frau von diesem Drama, das aber gänzlich vom Original abweicht und hier zur fiktiven Story ohne Happy End wird: Die Ehebrecherin, so erzählt die Frau, wird von den Empörten im Dorf nach ihrem Ehebruch nämlich vergewaltigt und - den damaligen Sitten völlig zuwiderlaufend – nicht gesteinigt, sondern ertränkt. Das Ertränken aber wird notwendig, um wiederum die Symbolkraft des Sees und des Wassers zu unterstreichen, die den Film eröffnet und abrundet. Eben diese Szene ist ein gutes Beispiel dafür, worin die dramaturgische Schwäche dieses Films liegt: Ausser einer wirklich sehr eindrücklich inszenierten Tempelreinigung kommt es im diesem Film kaum zu nennenswerten Aufregungen, denn in langen Szenen wird dann in permanenten Gesprächen erzählt, was ein Film eigentlich zeigen müsste.
Die Krux mit der Authentizität
Das eigentliche Problem des Filmes aber ist für mich, dass hier ein Jesus ohne überzeugendes Charisma auftritt und am Ende auch noch gekreuzigt wird, wiewohl dieses Ende hier weder Zweck noch Sinn hat, auch wenn der Film wiederum mit hier wenig subtil eingesetzter Symbolik eine Parallele zu den Opferschlachtungen anlässlich des Pessach-Festes im Jerusalemer Tempel herzustellen sucht. 
 
Garth Davis bemüht sich um Authentizität, was ihm zuweilen gelingt, wenigstens so lange, bis er am Ende in der Kreuzigungsszene vorwiegend Passolinis keineswegs der Authentizität verpflichteten Film "Das 1. Evangelium nach Matthäus" zitiert. 
​

Ein authentisch inszenierter Film muss sich aber an die verfügbare Faktenlage halten, um plausibel zu sein. Doch bereits zu Beginn des Films wird fälschlicherweise Herodes zum König von Roms Gnaden als Herrscher über ganz Israel gemacht; Judäa mit Jerusalem aber war eine römische Präfektur, was auch der Grund war, dass der römische Präfekt Pontius Pilatus aufgesucht wurde, um Jesus ans Kreuz zu bringen. Die Schrifttafeln verkürzen zudem am Anfang die historischen Fakten in fraglicher Weise, wenn sie allein die Besatzungsmacht Rom der Unterdrückung der Bevölkerung in Isreael bezichtigen. Ausgeblendet wird der Umstand, dass sich auch jüdische Grossgrundbesitzer, vor allem aber auch die Tempelaristokatie ihrerseits ebenfalls an der schuftenden Landbevölkerung schadlos hielten. Die einheimischen Bonzen arbeiteten ganz gut oder zumindest gewinnbringend mit den Besatzern zusammen; Vergleiche mit dem französischen Vichy-Regime, das während des zweiten Weltkriegs mit Nazi-Deutschland kollaborierte, sind nicht unzutreffend. 
Aber bezüglich Authentizität fallen auch noch weitere Mängel auf, etwa in Bezug auf die Darstellung der Jünger. Inzwischen ist sich die einschlägige Wissenschaft ziemlich sicher, in Kafarnaum die Ruine des Hauses des Simon Petrus gefunden zu haben. Die Grösse des Hauses überraschte die Forscher und sie macht klar, dass es sich bei diesem Shimon Bar Jona nicht um einen armen Fischer oder einen kommunen Tagelöhner, sondern vielmehr um einen veritablen Fischereiunternehmer gehandelt haben muss. In „Mary Magdalene“ aber begegnet uns ein schwarzer Petrus, der mit betont holperigem Akzent spricht und sich gerade dadurch ganz offensichtlich als Ausländer zu erkennen gibt. Das wirkt seltsam, vor allem aber aufgesetzt; gewiss, der Rassismus war in der Antike vielleicht weniger das Problem als es leider noch bis tief in die 60erjahre und sogar bis in die heutige Zeit etwa in den Südstaaten der USA der Fall war und ist, und tatsächlich gab es zurzeit Jesu in Äthiopien eine Diaspora von äthiopischen Juden und einen Äthiopier unter den Aposteln zu bringen wäre wirklich ein interessanter Gedanke gewesen. Aber ein Afro-Amerikaner in der Rolle des  Simon Petrus ist wohl etwas zu gut gemeinte political correctness, und man fragt sich zwangsläufig, wie weit es am Ende um die historische Glaubwürdigkeit ging, und wenn diese dem Regisseur doch nicht wichtig war, warum man dann diesen Ansatz nicht konsequent weitergeführt hat und die Rolle des Philippus beispielsweise mit einem Indianer und den Johannes nicht mit einem Japaner oder Chinesen besetzt hat, um den völkerverbindenden Charakter der Jesus-Bewegung zu unterstreichen. Vielleicht liegt auch hier eines der Probleme dieses Films, denn allzu viel Symbolik und bemühte Korrektheiten vertragen sich am Ende nur schlecht mit dem Bemühen um historische Authentizität. Der Film kann sich - ähnlich übrigens wie weiland Martin Scorceses „The Last Temptation Of Christ“ und noch mehr Mel Gibsons „The Passion Of The Christ“ - nie richtig entscheiden, ob er sich der historisch oder der politische korrekten Inszenierung oder aber dem Symbolgehalt der Jesus-Geschichte verpflichtet fühlt. Vielleicht ist auch deshalb Norman Jewisons  Rockoper „Jesus Christ Superstar“ die für mich beste und gültigste Jesus-Verfilmung: In ihrer eigenständig zeitlosen Inszenierung geben die Song-Texte von Tim Rice die geschichtlichen Gegebenheiten exakter und verdichteter wieder als der zweistündige Dialog-Film „Mary Magdalene“. Jewisons Film schafft sich seine Freiheiten, indem er in seiner Inszenierung den Kontext der Authentizität gänzlich ablegt.  Es stehen im Film die Substanz der Story und das Wort im Mittelpunkt, und es erträgt es sogar, dass da die Rollen politisch reichlich unkorrekt besetzt sind, wenn ausgerechnet Judas (Carl Anderson) mit einem Afro-Amerikaner und dann Mary der kirchlichen Tradition folgend als ehemalige Prostituierte auch noch mit einer Asiatin (Yvonne Elliman) besetzt worden sind.
Die neue Unverbindlichkeit
Glaubwürdigkeit ist wichtig, um eine Geschichte plausibel erscheinen zu lassen. Und Plausibilität ist in einem Spielfilm unerlässlich und deshalb müssen die Motive der handelnden Figuren verständlich werden. Allein, Petrus kann sich am Ende nicht entscheiden, ob er zum Heilsbringer der Apostelgeschichte werden will oder zum eifersüchtigen Sektenguru, der die Wahrheit gepachtet hat, als den ihn das bereits erwähnte Maria-Evangelium hinstellt. Die Auferstehung Jesu wird in den Evangelien tatsächlich zum Teil konfus erzählt; dass am Ende des Films das Verhalten der Jünger jeder inneren Logik entbehrt, macht das Ganze nicht wirklich wertvoller.   ​
Noch weniger verständlich ist die Plausibilität der Jesus-Bewegung: Das hier gezeigte Grüppchen mit einem ständig hadernden, grübelnden und distanzierten und vor allem rhetorisch wenig überzeugenden Anführer hätte kaum jene Bewegung losgetreten, die sich historisch nachweislich bereits kurz nach der Kreuzigung dieses Mannes zu formieren begann und laut diversen Quellen äusserst dynamisch auftrat. Dieses fehlende Charisma Jesu schmälert wohl für viele, die sich den Film ansehen werden, die Kraft und das Feuer dieses Mannes, das zumindest alle Evangelien behaupten. Wenn es aber damals mit Jesus und seinen Gefährten tatsächlich so gewesen wäre, wie der Film uns suggerieren will, dann wäre der Erfolg dieser hier gezeigten Truppe von Gottessuchern nicht nachvollziehbar und deren bahnbrechender Erfolg wäre wohl eher ein Unfall der Geschichte gewesen. Die Bergpredigt und die Gleichnisse blieben dann einzigartig, gewiss, aber es gäbe kaum mehr einen Grund für mich oder für sonst jemanden, Christ zu sein oder Christ zu bleiben... ​
Wie dem auch sei: Der Film wird sicher erfolgreich sein - was denn sonst, wenn mit Rooney Mara und Joaquin Phoenix so viel Prominenz auch noch politisch völlig korrekt auftritt. Und vielleicht mag man auch diese Art von Unverbindlichkeit, die uns diese Jesus-Interpretation offeriert (und soften Theologen wie Franz Alt sicher gefallen hätte). Immerhin: Für Diskussionen dürfte "Mary Magdalene" sicher sorgen, was ja grundsätzlich positiv ist. Aber ein Skandal wie bei Martin Scorceses „The Last Temptation Of Christ“ und Norman Jewisons „Jesus Christ Superstar“ dürfte hier ausbleiben; anything goes, denn immerhin schreiben wir das Jahr des Herrn 2018... :-)
0 Kommentare



Hinterlasse eine Antwort.

    Author

    Luke Gasser

    Bild

    Archives

    November 2019
    April 2018
    März 2018
    Dezember 2017
    November 2017
    August 2017
    Mai 2017
    Februar 2017
    Januar 2017
    Oktober 2016
    September 2016
    August 2016
    Juli 2016
    Juni 2016
    April 2016
    Februar 2016
    November 2015
    Oktober 2015

    Categories

    Alle
    Anuk
    Austria
    Blog
    Bodmer
    Bremen
    Burka
    Doro Pesch
    Einladung
    Film
    Filmförderung
    Garth Davis
    Germany
    Gilles Tschudi
    Hamburg
    Kino Seefeld
    Kultur
    Landenberg
    Luise Rinser
    Manfred Papst
    Mary Magdalene
    Mick Jagger
    Movie
    Muenchen
    Munich
    Musikpreis
    Nazareth
    NZZ
    Pilsen
    Poland
    Politik
    Politik Schweiz
    Premiere
    Rede
    Regensburg
    Religion
    Rollin Stones
    Salt Of The Earth
    Schweiz
    Screening
    Speech
    Staatsakt
    The U.S. Mission
    Tour
    Universal
    UNOG
    USA
    Warsaw
    Warschau

    RSS-Feed

© COPYRIGHT 2018 Luke Gasser   Photography Copyright Mike Weibel
  • Home
  • BIOGRAPHIE
  • DER ROCKMUSIKER
    • The Judas Tree >
      • The Judas Tree Lyrics
    • Nazareth 2017 Tour
    • Termine & Tour-Dates
    • Musik Videos
    • Reviews
    • Reviews-B
    • GALLERY
    • MERCY ON ME
    • ROCK'N'ROLL WELFARE
    • Flicker CD
    • STAISCHLAG CD
    • Retribution CD
    • AFFÄZAHND CD
  • Luke Gasser Blog
  • DER FILMEMACHER UND AUTOR
    • Filme
    • Trailers + Clips
    • Buecher
  • LINKS
  • News
  • Media
    • amillionmilesfromhome
    • CONTACT